Alles begann ich in meiner Kindheit.
Wie so manch 12jähriges Mädchen wollte ich unbedingt reiten lernen – egal, welche Schwierigkeiten in den Weg kamen. Meine Jugend verbrachte ich glücklich in einer Arbeiterfamilie in der Stadt Luzern und meine ersten Reitversuche unternahm ich in einem der zwei grossen Reitställe in der Allmend. Es gab am Mittwoch Nachmittag zwei Reitgruppen. Die „Guten“, die um 14.00h ritten und die Pferde satteln durften, und die „Anfänger“,die die Anschluss -Stunde besuchten, und dann die Pferde in den Stall versorgten.
Mit meinem ganzen Weihnachts- und Geburtstagsgeld konnte ich mir damals ein Reitabonnement mit 10 Reitstunden leisten. Alles Gelernte sog ich in mich auf wie ein trockener Schwamm. Am liebsten ritt ich, wenn Gemma, die Pferdepflegerin Reitunterricht gab. Sie hatte Geduld mit uns, erklärte auch noch ein zweites Mal und brüllte uns nicht an. Leider war sie nicht oft am Unterrichten. Peter, der Reitlehrer des Betriebes, sah die Jugendgruppenstunden wohl eher als mühsame Pflichtübung an, er schien sich ab allem zu nerven und kannte auch nach vielen Stunden unsere Namen nicht.
Gut- bei mir war es nicht schwierig – ich war für ihn „Blondie“. Also lernte ich bald, meine Absätze nach unten zu drücken, Kreuz vor, Brust raus, Hände gerade und zusammenzuhalten und hoffte, dass nicht immer wieder BLOOOONDIEEE! durch die Halle schallte. Ich hatte immer Angst, dass Peter fand, mein Pferd würde nicht richtig parieren, denn dann liess er sich eine Peitsche geben, fasste das Pferd an den Zügeln und schlug ihm mehrmals grob an Hals und Kopf. Mit diesem misshandelten Tier weiterzureiten war dann gar nicht mehr lustig, denn ein lauter Ton von Peter genügte, dass ich alle Hände voll zu tun hatte.
Eine willkommene Abwechslung war, wenn Peter Besuch bekam und er Kaffee trinken wollte. Dann liess er uns die Steigbügel vor dem Sattel kreuzen und ohne Bügel leichttraben – solange, bis er wieder in der Halle war. Das konnte gut 20min. dauern, doch niemand hätte sich getraut, die kräftezehrende Aufgabe zu unterbrechen! Zuhause musste ich vermeiden, dass meine Mutter die Blattern an den Fingern, die offenen Knie – Innenseiten oder meinen wunden Schritt bemerkte, sie hätte mir das Reiten bestimmt verboten.
Aus diesen Erlebnissen zog ich mein Fazit:
♥ Reitstunden müssen von Herzen gegeben werden.
♥ Reitlehrer müssen Menschen und die Pferde gerne mögen und das Ganze nicht als mühsame Pflicht sehen.
♥ Reitstunden müssen Lehrreich sein. Jeder Reiter mit seinem Pferd sollte individuell gefördert werden.
♥ Reiten lernen ist ein Traum von Kindern. Wir Reitlehrer sind in ihren Augen Vorbilder. So sollten wir uns auch verhalten – den Tieren und den Menschen gegenüber.
Anfangs war ich noch jung und ungestüm. Ich fand, dass meine Auffassung des Ganzen die einzig Richtige war. Andere Ideen verstand ich nicht und nahm mir auch nicht die Mühe, sie besser kennenzulernen. Mit der Zeit und viele Ausbildungen und Kurse später muss ich zugestehen, dass sich sehr vieles verändert hat. In 5 Jahren werde ich nicht mehr die gleichen Reitstunden geben wie jetzt. Alles ist im Wandel und wir alle können nur profitieren davon. Nicht immer ist es für meine Reitschüler einfach, denn so ein angewachsener Erfahrungsschatz macht die Reitstunden um vieles Umfangreicher. Die Herausforderung besteht darin, bei jedem Kunden einen gemeinsamen Weg zu finden.
Das Lernen einer Fertigkeit, eben des Reitens, kann man wie einen schön gewachsenen Baum sehen.
♥ Zuerst kommt ein gutes Wurzelwerk mit einem stabilen Baumstamm. Das ist die Basis – Schulung von Sitz, Körpergefühl und von den ersten Psychologischen Fähigkeiten mit dem Partner Pferd.
♥ Dann kommen viele Äste auf vielen Etagen. Von Ast zu Ast sammelt man Erfahrungen, und davon braucht man viele – einen ganzen Rucksack voll!
♥ Oft findet man einen Ast ganz toll und bleibt lange verweilen – oft Jahre. Wenn man merkt, dass er doch nicht bis ganz oben führt, muss man wieder zurück zum Baumstamm und einen neuen Weg finden.
♥ Nur wenige erklimmen einen Baum bis ganz oben. Aber auch in den Ästen kann man eine Menge Spass haben und schon ein ganz guter Reiter sein.
UND GENAU DAS DARF EIN REITLEHRER NIE AUS DEN AUGEN LASSEN!
Noch vor einigen Jahren lachte ich über Reiter, die eine Gerte zum reiten gebrauchten. Ich fand, die hätten doch gesunde Beine zum treiben eines Pferdes. Inzwischen reiten auch meine Reiter mit Gerte, was die Hilfegebung um einiges verfeinert hat und einen viel schöneren Sitz bewirkte.
Auch ich habe meinen „alten Ast“ verlassen uns strebe weiter. Ich habe nun gelernt, niemanden verurteilen, dass er auf einem anderen Ast lebt – nur weil ich seine Vorgehensweise noch nicht verstehe. Bei Interesse begleite ich Euch gerne mit meinem Erfahrungsschatz.
Sie lernen mir Lektionen für s Leben. Ein Pferd ist ein wahres Wunder der Natur. Ein Schulpferd ein sehr liebesnwürtiges und selbstloses Wesen . Jeden Tag neue Reiter zu tragen und sich dies und das gefallen zu lassen- auch den Frust der Menschen: „Das dumme Viech“ tut nicht das, was es soll!“ Gerade Anfänger können es nicht verstehen, dass das Reiten eines Pferdes so schwierig sein kann. Dies kann auch für mich als Reitlehrerin eine Herausforderung sein, denn ich kann beide Seiten Pferd / Mensch nachvollziehen. Die Pferde sind mir anvertraut, und ich sorge für ihre Gesundheit und für ihr Wohl.
Bis der Reitersitz fliessend und harmonisch mit der Perdebewegung ist, braucht es viele Stunden im Sattel. In dieser Zeit geben wir unabsichtlich so viele irreführende Hilfen für das Pferd, dass es unser „Kauderwelsch“ zum Eigenschutz zu filtrieren beginnt. Dann kann es sich natürlich für eine Hilfe entscheiden, die wir gar nicht mit Absicht gegeben haben. Das kann uns das Pferd als bockig erscheinen lassen.
Der erste Schritt findet immer bei uns im Kopf statt. Das Pferd soll uns vertrauen und sich uns anschliessen. Es soll nicht etwas tun müssen, weil wir es dazu zwingen. Es soll die Zusammenarbeit mit Freude wählen. Dazu müssen wir lernen, für das Pferd eine wichtige Person zu werden. Wir sollen ein Konzept haben und dieses auch vertreten. Reiten ist kein Kampf mit dem Tier unter dem Sattel, sondern ein Vorleben und viel Liebe und Konsequenz.
Jegliche Hilfen sollten so sanft wie nur möglich sein, damit sich das Pferd nicht wegen dem zugefügten Unwohlsein oder Schmerz zu verspannen beginnt. Wenn wir uns nicht mehr mit uns selber beschäftigen müssen (Gleichgewicht und so) können wir anfangen, die leisen Anbebote der Pferde, die sie nach unseren Hilfen anbieten, zu bemerken. Vieles wird sich dann mental oder mit ganz subtilen Veränderungen zeigen. Wenn wir dann ebenso fein darauf reagieren können, bekommen wir ein wunderbares Zusammenspiel mit unserem Pferd.
Am Anfang beschränkte sich meine Reiterei auch auf diese einfachen technischen Mittel. Wir ritten unsere Pferde ohne ein eigenes Körperbewusstsein, oft in Vorlage und hochgezogenen Absätzen, klammerneden Fingern und dem Vokus am Boden. So wurde es halt in der Reitschule gelernt. Arme Pferde! Wir ritten, wie wir halt konnten und die treuen Pferde machten mit, weil sie wussten, dass wir es noch nicht besser konnten.
Dann lernte ich in Kursen mit Kyle Mills, dass das Pferd meine Körpersprache spielgelt. Sitze ich aufrecht und locker, kann sich das Pferd viel einfacher bewegen. Geht mein Blick in die gewünschte Richtung, kann das Pferd einfach dorthin folgen. Ab nun ging es auch sonst reiterlich aufwärts – der Sitz wurde zur Essenz der Reiterei und die Technik kam schrittweise mit dazu und nicht umgekehrt. Oft ritten wir mit Strickhalfter oder nur einem Zügel um die eigenen Fehler deutlicher zu bemerken und diese mit Pferdesprache zu korrigieren. Sehr genaue Bodenarbeit lernt uns ungeduldigen Menschen, sich Zeit für das Detail zu nehmen, was uns auch beim Reiten nützt.
Das Lustige war – ab diesem Kurs wollten meine Pferde nur noch mitmachen, wenn die Reiter nach vorne schauten und sich locker aufrichteten. Schauten die Reiter zu Boden, bremsten die Pferde abrupt oder standen in die Ecken. Nun konnten wir nicht mehr zurück – die Pferde sagten uns: AHA; wenn ihr so gut reiten könnt, dann nehmt Euch gefälligst Mühe!
Schon lange las ich die Bücher von Mark Rashid (sehr zu empfehlen) und dachte, ich handelte auch danach. In einem „falsch gebuchten Kurs“ wurde ich aber eines Besseren belehrt. Da stand ich in einem Aikido – Dojo und sollte turnen! Liegestütze und Sit-Ups und komische Bewegungsabläufe brachten mich schön ausser Puste, und ich war mir bald sicher, dass ich den teuren Kurs nicht beenden würde – ich fühlte mich ein wenig verarscht – offen gesagt. Eine einzige Aussage des „Meisters“ liess mich weiter kommen. „Seht, wie ein wenig Koordination und Kraft Euch ausser Fassung bringen – das mutet Ihr Euren Pferden tagtäglich zu“. Also war ich am nächsten Morgen wieder zur Stelle. Wir lernten vieles – können tue ich noch nicht viel, doch ich weiss nun, in welche Richtung ich gehen möchte. Eines sei Euch verraten: Die Kraft der Gedanken ist sehr gross und verleiht uns und unserem Pferd die Flügel, von denen wir immer geträumt hatten!
In meiner Praxis mit den Reitschülern ist gerade diese innere und äussere Ausrichtung etwas, das viele Menschen daran zu beissen haben – zu fest ist unsere Verspannung, Frustdenken und unsere Ablenkbarkeit. Wer es aber geschafft hat, diese drei Punkte zu ändern, wird zu einem einfachen, lockeren Reiten kommen – eben – Reiten mit Flügeln. (und dann können wir mit der Technik beginnen)
Wir sind ein kleiner Pferdebetrieb, der sich in Langnau b. Reiden an der Ausserdorfstrasse ein schönen Platz zum leben gemacht haben.
infos@toberanch.ch
+41 79 316 49 50